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Was bedeutet eigentlich das Wort Dojo?
Laut Wikipedia: Dōjō [doːdʑoː] (jap. 道場, Ort des Weges) bezeichnet einen Trainingsraum für verschiedene japanische Kampfkünste (Budō) wie z. B. Karate, Jūdō, Kendō, Jujutsu oder Aikidō. Im übertragenen Sinne steht der Begriff auch für die Gemeinschaft der dort Übenden.
Der Duden meint dazu: (heiliger) Ort, an dem Kampfkünste gelehrt (und geübt) werden, auch Stätte der Meditation
Eine andere Definition lautet: Dojo bedeutet wörtlich übersetzt „der Ort, an dem der Weg geübt wird“.
Ursprünglich kommt der Begriff Dojo aus dem Buddhismus und bezeichnet einen Ort der Selbstfindung und Meditation, aber heute versteht man darunter „der Ort an dem die Kampfkünste geübt werden“. Der Sinn jedoch bleibt derselbe, denn für jeden ernsthaft Übenden ist das Dojo auch heute eine Stätte der Meditation und Konzentration, ein geehrter Ort des Lernens. Es ist mehr als nur ein Begriff; das Wort steht symbolisch für den Weg der Kampfkünste.
Ein Dojo ist der Ort an dem Kampfkunst trainiert wird.
Damit ist eigentlich alles gesagt.
Vorausgesetzt, man beschäftigt sich mit der Definition, was Kampfkunst überhaupt ist und was dahinter steckt.
Ich habe bei den Schülern häufig den Eindruck, dass das Dojo und der Unterricht, der vom Lehrer angeboten wird, als eine Art Dienstleistung verstanden wird.
Schließlich zahlt man seinen Monatsbeitrag und hat damit gleichzeitig auch das Recht erworben, vom Lehrer in alle Geheimnisse der Kunst eingeweiht zu werden. Man erscheint mehr oder weniger pünktlich zum Training und trainiert halt im Rahmen der momentanen Motivation, am liebsten mit seinem Lieblingstrainingspartner.
Wenn dieser nicht zur Verfügung steht, ist die Stimmung getrübt und die Motivation sinkt proportional dazu.
Leider musste ich häufiger beobachten, dass Schüler, die nicht mit ihrem bevorzugten Partner trainieren können, es vorziehen, sich an den Rand zu setzen, oder in den Vorraum, um von dort aus dem Treiben zuzusehen, anstelle selbst zu trainieren. Dazu kommt der Hang, sich lieber einen höher graduierten Schüler oder Danträger zum Training zu suchen, denn schließlich hat man dafür bezahlt und möchte auf seine Kosten kommen.
Da ist es unangenehm, sich mit einem niedriger graduierten Schüler zusammen zu tun, da man dabei ja sein eigenes Können nicht entsprechend fördern kann.
Dann trainiert man vielleicht lieber gar nicht, als ein Training mitzumachen, von dem man heute mal nicht so viel profitiert.
Solches Denken ist natürlich völlig absurd.
Zum einen profitiert man grundsätzlich von jedem Training, sowohl von den Einheiten mit höher Graduierten, als auch mit gleich hoch oder niedriger graduierten Schülern.
Man hat die eigene Stufe nur dadurch erreicht, dass einst ein höher graduierter Schüler mit einem selbst trainiert hat und es einem dadurch ermöglicht hat, Fortschritte zu machen.
Warum dann nicht sein Wissen und Können der nächsten Generation zur Verfügung stellen? Gerade dadurch, dass Neulinge häufig sperren und nicht mit der Technik fließen, wie Fortgeschrittene, kann man seine eigene Technik immens verbessern, weil man sich ständig neu an sich verändernde Bedingungen anpassen muss.
Eine Kampfkunstschule ist kein Verein. Man besucht eine Schule.
Und dadurch verpflichtet man sich, sein gesamtes Können zur Verfügung zu stellen und sich selbst stetig weiter zu entwickeln und sowohl die höher – als auch die niedriger graduierten Schüler durch seine eigene Tatkraft maximal zu fördern. Genau wie in jeder anderen Schule auch, kann man nicht einfach sagen, ich habe heute mal keine Lust zum Trainieren und deshalb bleibe ich heute einfach mal zu Hause. Ein Training in einem Dojo ist kein Wunschkonzert.
Sicher gibt es Tage, an denen das Training mal interessanter oder schöner ist und andere Tage, an denen dem nicht so ist. Aber was spielt das für eine Rolle? Gerade wenn die Motivation nicht so hoch ist, gerade dann sollte man aufs Training fahren und sein Bestes geben, über seine Grenzen hinauswachsen und den eigenen Schweinehund besiegen, damit man entsprechende eigene Fortschritte machen kann.
Ja glaubst du denn wirklich, dass dein Lehrer seinen Status erreicht hat, indem er sein Training abhängig gemacht hat, von Lust und Laune?
Seine Graduierung hat er sich bitter erarbeitet, durch unermüdliches Training, Schmerz, viel Fleiß und Schweiß.
Hat nicht der Lehrer dadurch allein schon verdient, dass man ihn als Vorbild respektiert und alles gibt, um ihm nachzueifern? Ist es nicht auch ein Sinn in der Kampfkunst, ihm nachzufolgen, sich stets zu verbessern und alles daran zu setzten ein, wie Soke es sagt, ganzer Mensch zu werden?
Wie passt das zusammen, sein Training abhängig von guter Laune und überschwänglicher Motivation zu machen?
Und wie kann es möglich sein, Schülern die allein dadurch, dass sie viel regelmäßiger zum Training kommen, als man selbst, den Rang zu neiden und die Leute mit Missgunst zu strafen, weil sie in ihrer Graduierung schneller vorangekommen sind?
Wie sehr hätte sich dein Lehrer gefreut, auch dir einen hohen Rang zu verleihen, wärst du nur regelmäßig zum Training gekommen.
Ich habe oft den Eindruck, dass das Dojo angesehen wird, als eine einfache Trainingseinrichtung, die ausschließlich der Obhut des Lehrers unterliegt.
Wie kann es möglich sein, dass nach dem Training fluchtartig das Dojo verlassen wird, ohne die Trainingsgeräte, die man benutzt und ausgeliehen hat, wieder zurück an ihren Ort zu bringen. Warum ist das so schwierig sich nach dem Training freiwillig den Staubsauger zu schnappen und mal durchzusaugen? Ist das wirklich niedere Arbeit, die man aufgrund der eigenen Graduierung nicht mehr machen muss, oder weil man sich einfach zu fein dafür ist? Gehörst du auch zu denen die denken, wenn ich nur lange genug warte, dann findet sich schon irgend so ein Depp, der das macht? Oder möchtest du dich herausreden, indem du sagst: ich hatte nicht daran gedacht?
Warum ist das so schwer, mal selbstständig daran zu denken und sich dafür zu melden – und das gilt im Besonderen auch gerade für die Danträger?
Oder ist das vielleicht doch alles im Preis inklusive und die Aufgabe des Lehrers?
Und warum fällt es eigentlich vielen so schwer, sich nach dem Training mit Hochachtung bei seinem Trainingspartner zu bedanken, gleichgültig ob das Training jetzt wirklich gut war, oder auch eben mal nicht so toll? Oder ist das vielleicht nicht nötig das zu tun, weil der Trainingspartner niedriger graduiert ist, und man Dankbarkeit eher von ihm erwarten müsste?
Verliert man dadurch wirklich einen Zacken aus der Krone oder einen Stern vom Patch?
Ich glaube es macht Sinn, das Dojo einfach mal aus einem anderen und vielleicht weiteren Blickpunkt zu betrachten.
Bedenke doch einmal, wieviel Zeit und Geld es gekostet hat, ein Dojo aufzubauen. Wieviel es kostet, so einen Raum dauerhaft zu unterhalten, die Ausstattung, Matten, Einrichtung, Waffen, Miete und Nebenkosten. Wieviel Zeit kostet es jedes Training vorzubereiten, sich zu überlegen, was als nächstes unterrichtet wird und wie? Wieviel Mühe es kostet ständig Up to Date zu sein, die News aus dem Bujinkan durchzusehen, aufzuarbeiten und an die Schüler weiterzugeben. Wieviel Organisation darin steckt, Seminare oder Lehrgänge vorzubereiten, oder auch nur ein einfaches Sommerfest im Dojo. Ständig soll etwas zu trinken im Kühlschrank sein und dann auch noch verschiedene Sorten.
Falls einmal etwas zu Bruch geht, dann soll zügig ein Ersatz beschafft werden, natürlich auf Kosten des Lehrers.
Warum ist es nur so schwer, mal eigene Initiative zu zeigen, mal Hilfe beim Organisieren von Lehrgängen anzubieten oder einfach mal freiwillig und auf eigene Kosten etwas zu essen mitzubringen, wenn ein Seminar stattfindet.
Wie zu Beginn bereits aus Wikipedia zitiert:
Im übertragenen Sinne steht der Begriff auch für die Gemeinschaft der dort Übenden.
Mir stellt sich häufiger schon mal die Frage, wann ist eine Gemeinschaft eigentlich eine Gemeinschaft?
Am Ende sind es doch immer dieselben, die sich unterstützend einbringen und dieselben, die immer nur konsumieren.
Wenn man in einer Kampfkunst von einem Dojo spricht, dann spricht man häufig von `meinem` Dojo.
Wann will ich denn `mein Dojo` auch wirklich zu meinem Dojo machen?
Wann verstehe ich, dass ein Dojo nicht eine konsumentengerechte Trainingshalle ist, sondern ein Ort zum Lernen, studieren, üben, meditieren. Ein Ort an dem man sich selbst verbessern kann, in allen Bereichen des Lebens, damit man ein kompletter Mensch wird.
Ein Ort an dem man seinen Hochmut ablegt und Demut lernt. Hilfsbereitschaft, Fürsorge und soziale Kompetenz.
Ein Ort, der dazu da ist, Fehler zu machen und sie im geschützten Rahmen zu verbessern.
Ein Ort an dem man für einander da ist, sich gegenseitig unterstützt, aufbaut und zur Seite steht, wenn es mal eng wird.
Eine Ort, der dadurch zum Leben erwacht, indem ich selbst dort zum Leben erwache und lerne stets mein Bestes zu geben.
Ein Ort an dem ich alles gebe um meine Buyufreunde voran zu bringen, mein eigenes Wissen und Können weitergebe, zur Bereicherung von allen, für deren und dann erst für meinen eigenen Fortschritt.
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