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Diesen Artikel schreibe ich in erster Linie nicht als Schüler, sondern vielmehr aus der Sicht des Dojo-Cho. Des Betreibers eines Dojo.

Als ich vor zehn Jahren die Erlaubnis erhielt mein eigenes Dojo zu eröffnen und zu leiten, war mein Beweggrund unsere faszinierende Kunst in meiner Region zu verbreiten. Mein damaliges Wissen und mein Training sind aus heutiger Sicht gleichzusetzen mit dem Zustand der Räumlichkeiten in denen ich begann das Training anzubieten.

Einfach, unsortiert und stark verbesserungswürdig.

Die ersten Jahre stellten mich vor eine große finanzielle Herausforderung durch die Renovierung der Räumlichkeiten, Neuanschaffung von Matten und Trainingsgerät. Ebenso musste ich Werbung betreiben um Mitglieder zu gewinnen. Anfangs trainierten wir nur mit einer Handvoll Mitgliedern und deren Beiträge deckten bei Weitem nicht die Ausgaben für Miete und Versicherung. Viele hunderte Euro wanderten monatlich aus der eigenen Tasche in den Erhalt des Dojo.

Erst nach einigen Jahren festigte sich ein Kern an Schülern, durch den diese Unkosten getragen und die ursprünglichen Ausgaben gedeckt wurden. Es wurden die ersten Euro Gewinn eingenommen.

Damit begann ein neuer Kreislauf.

Doch wohin mit dem erwirtschafteten Überschuss? Es war und ist weiterhin nie mein Ziel mir mit dem Leiten des Dojo eine goldene Nase zu verdienen. Daher sparte ich für eine Reise nach Japan. Nach der Rückkehr änderte sich auch die Qualität des Trainings. Dadurch stiegen allmählich die Mitgliederzahl und natürlich der Umsatz.

Also investierte ich wieder neu ins Dojo durch einem großen Umbau und Erweiterung der Trainingsfläche. Neue Matten und mehr Miete brachten Einnahmen und Ausgaben wieder ins Gleichgewicht.

Und somit schloss sich wieder ein Kreis

Auch das zog eine steigende Mitgliederzahl nach sich. Und diese wiederum neue Einnahmen, die ich in Seminare, Japanreisen zur eigenen Weiterbildung und in erhaltene Graduierungen investierte. Somit verbesserte sich ebenfalls die Qualität des Trainings und auch das hatte zu Folge, dass sich immer mehr Menschen dem Dojo anschlossen.

Der nächste Kreis war geschlossen.

Wie eine Spirale entwickelte sich das Dojo mit seinen Schülern und mir als Leiter des Dojo ständig weiter nach oben.

Immer wieder schlossen sich die Kreise, jedoch auf einer höheren Ebene.

Selbstverständlich gab es in all den Jahren zwischendurch mal eine Zeit des Stillstandes und sogar des Rückschritts. Sei es durch abnehmende Schülerzahlen und dadurch weniger Umsatz, oder Trainingsgerät was kaputt ging und nicht ersetzt wurde oder aber einfach der Umstand, dass meine persönliche Entwicklung nicht voran schritt und ich mich zu sehr auf bisherigem Erlernten ausgeruht habe.

Mittlerweile ist das Dojo in diesen zehn Jahren durch die Umbau- und Renovierungsarbeiten zu einer sehr schönen Einrichtung gewachsen, die einem ein wenig das japanische Trainingsgefühl vermittelt. Ebenso ist das Trainingsniveau sehr gestiegen und die verschiedenen Kurse sind gut besucht.

Etwas, das sich parallel zu all dem entwickelte war der zunehmende organisatorische Aufwand rund um das eigentliche Training. Anfangs war es mir noch möglich Prüfungen zwischendurch alleine abzunehmen und Sommerfest, Weihnachtsfeier oder Seminare selbst zu planen und zu verwalten.

Mittlerweile bin ich jedoch bei manchen Dingen auf die Hilfe der Mitglieder angewiesen und über deren Bereitschaft überaus dankbar. Es geht aber nicht nur um die Shihan und Shidoshi, die das Training übernehmen, wenn ich im Urlaub oder krank bin. Diese sind sich ihrer Pflicht das Dojo zu unterstützen anhand ihrer Graduierung ohnehin bewusst. Durch die steigende Nachfrage entstanden zusätzliche Trainingseinheiten, die ausschließlich von einigen Schülern geleitet werden.

Das Aufwärmtraining wird größtenteils von anderen übernommen, damit ich, wenn nötig, zwischen den Trainingseinheiten Fragen neuer Interessenten rund ums Training beantworten kann. Auch Planungen für verschiedene Feiern übernehmen abwechselnd die Schüler. Und wie im alten Japan bringen sich die meisten Schüler mit ihren speziellen Fähigkeiten ins Dojo ein. Sei es der Handwerker, der bei Umbauarbeiten das Fachwissen mitbringt und anfasst, der Grafiker, der sich um die Entwürfe für Seminarausschreibungen, Flyer und Werbung kümmert, oder die Programmiererin, die mich bei der Gestaltung und Pflege der Homepage unterstützt. Als unersetzlich erwiesen haben sich natürlich diejenigen, die durch ihr Wissen den Schülern bei eventuellen Verletzungen hervorragende Hilfe leisten.

Durch diese Symbiose schließt auch hier sich ein Kreis.

Das Dojo funktioniert nun wie ein kleiner Organismus, wo einer von dem anderen profitiert kann. Ich profitiere durch die Unterstützung der Mitglieder, indem ich mehr Freiraum habe, mich weitestgehend um das Training zu kümmern und weiter zu bilden und dadurch profitieren die Mitglieder, weil ich dann mein Wissen an sie weitergebe.

Daher sollte sich jeder im Dojo einmal die Frage stellen, wie er seinen Teil dazu beitragen kann. Denn die Frage lautet nicht, „Was kann das Dojo für mich tun?“, sondern eher „Was kann ich für mein Dojo tun?“

Damit sich auch weiterhin die Kreise schließen  können.