Der folgende Text soll ein Shuseisha, ein Denkanstoß sein, der uns auf unserem Lebensweg begleiten und erinnern soll, welches Glück wir haben, durch unsere Kunst ein solch wertvolles Instrument in Händen zu halten:
Was ist es, was uns täglich ein kleines Stück mehr von dem Licht unseres Lebens nimmt. Warum verändern sich die Zeiten, kommt auf Glück die Trauer, wird aus einem einst freudig angestrebten Ziel plötzlich eine so zäh sich hinziehende Quälerei? Kaum merklich wird unser Leben nach und nach dunkler, eingefahrener und routinierter. Zauber und Glanz schwindet, und wir erinnern uns nicht mehr an unsere Ziele, den Sinn, den Blick auf die Werte, auf die Vibration des sich dauernd in Bewegung befindlichen Universums.
Unser Leben wird zur Routine, Sinn und Geist verschwindet. Stagnation, Abbau und Frustration sind die Folge. Ein sich ständig wiederholendes Prinzip beginnt, dass wir in unseren drei Lebensbereichen, Budo (Freizeitaktivität, Hobby), Arbeit (Studium) und Familie (Beziehung) bestimmt wiedererkennen können.
Hatsumi Sensei sagte, dass man diese drei Punkte, Familie, Arbeit und Budo in Einklang halten muss. Es muss im Leben eine gesunde Balance herrschen, sonst wäre es das gleiche, so als würde ein Flugzeug einen Flügel verlieren.
Betrachtet man das Budo als eine Suche nach dem Sinn des Lebens, so wie es auch ein Mönch, ein Maler, ein Dichter oder jeder andere auf seine Weise tut, so braucht man dafür trotzdem eine Grundlage (Arbeit, Einkommen), die einem die Suche nach dem tieferen Sinn ermöglicht (oder finanziert). Und wer sorgt dafür, dass man nicht weltfremd wird, nicht abhebt, die Füße auf dem Boden behält, realistisch bleibt? Das wird meines Erachtens die eigene Familie sein.
Diese drei wichtigen Herzstücke (womit man sie auch Sanshin nennen könnte) geben uns einen Halt, und wenn man sich in Erinnerung ruft, was Halt bedeutet, so findet man darin Zentriertheit, Ausgewogenheit aber auch Vernunft und Realität.
– Einen Halt auf der (Budo-) Suche nach dem Sinn, ohne sich in einer Welt der falschen Vorstellungen zu verlieren.
– Einen Halt durch die Arbeit, die einem die Nahrung und ein Dach über dem Kopf ermöglicht.
– Einen Halt durch die Familie, die einen im wirklichen Leben hält und sie einem auch immer wieder vor Augen führt.
Erinnert euch wie unbeschwert das Leben als Kind war. Wir mussten uns um nichts sorgen. Und wir haben uns auch um nichts gesorgt, denn unsere Eltern haben sich um alles gekümmert.
Man könnte aber nun die Frage stellen, „Was, wenn ich keine Familie habe?“
Nun ich denke, dass jeder von uns in einer Familie geboren wurde und darin auch aufgewachsen ist.
In unserem Dojo ist man immer geschützt, man kann Fehler machen, sie berichtigen, man lernt neues, fragt die älteren Schüler oder die Lehrer um Rat, und wenn das Dojo mit den sich darin Findenden „gesund“ ist, dann wird dem „Nachwuchs“ auch geholfen werden.
Inwieweit unterscheidet sich das Dojo nun von einer Familie, von der eigenen oder von der in der man selber aufwächst?
Das einzig Konstante ist, dass sich alles dauernd verändert. Das wohl einzige Geheimnis und gleichzeitig das größte Problem der Menschheit.
Unser bewusstes Studium kann für uns zu einem Vehikel werden, umso im Kleinen über das Große zu lernen.
Und in unserer Kunst findet der Krieger seine Weisheit in den Lehren der ihn umgebenden Natur.
Damit ist nicht gemeint, dass er nur ins Freie hinausgeht und Tiere, Pflanzen sowie das Wetter studiert. Es gibt auch eine uns unmittelbar umgebende Natur, die man in der Umgebung, in den Menschen, ihren Reaktionen, in der Gesellschaft, usw. finden kann. Und all das ist uns heutzutage physisch und psychisch viel näher und hat auch einen viel stärkeren und nicht nur positiven Einfluss auf uns und unser Wesen.
Alles wirkt und arbeitet auf seine Weise irgendwo auf irgendein Ziel hin. Auf den ersten Blick sieht das alles wie ein riesiges Chaos aus, aber von einem entfernteren Blickwinkel betrachtet, ist vieles gar nicht so chaotisch.
So beobachtet der Krieger und erkennt, dass alles durch etwas erzeugt worden ist und in den nächsten Zustand übergehen wird. Er berücksichtigt die Polaritäten In-Yo (Yin-Yang), und erkennt, dass außer Licht und Schatten, auch zwei Arten von Wahrheiten oder Gesichtspunkten existieren können.
So reist er mit diesem Wissen auf seinem Weg und versucht für sich Antworten und Erkenntnisse zu finden die ihm helfen das Leben besser zu verstehen und zu bewältigen.
Daher achtet und beobachtet eure Umgebung und die Veränderung sorgsam. Sucht die Balance durch Familie, Arbeit und Budo. Hört auf euren Körper und euer Bauchgefühl und lasst euch nicht zu sehr beeinflussen.
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