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Meine folgenden Worte sind manchen sicherlich geläufig und schon tausendmal gesagt worden.

Es sind die Erfahrungen und Erlebnisse meiner Trainings- und Lebensjahre. In erster Linie sind es jedoch die Worte und Gedanken derer, die den Weg vor mir gegangen sind, meiner Sensei und deren Sensei. Also kann ich unmöglich etwas neues entdeckt haben, was nicht schon jemand in den vergangenen 1000 Jahren vor mir erlebt und weitergegeben hat. Ich kann nur das Erlebte auf meine Art wiedergeben.

Im Laufe der Trainingsjahre begegnet man immer wieder verschiedenen Prinzipien, die uns dabei helfen unser Taijutsu zu verbessern und verfeinern. Eines dieser Prinzipien ist die, wie ich sie nenne, die magische 3.

Betrachten wir vorab die Zahl 3 aus verschiedenen Blickrichtungen.

Die Drei steht für die Dreieinigkeit. Die Drei sagt uns, daß alles im Universum in einer Dreiheit auftaucht. Für uns Menschen heißt das, Körper, Seele und Geist, Geburt, Leben und Tod, Anfang, Mitte und Ende, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir könnten es auch aus Sicht der Psychologie in Überbewußtsein, Bewußtsein und Unterbewußtsein einteilen. Der Esoteriker spricht dabei eher vom Höheren Selbst, dem Mitteleren Selbst oder Wachbewusstsein und dem Niederen Selbst. In Bezug auf Gott kennen wir die Dreifaltigkeit Gottes: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir können die Drei auch als Osiris (männl. Gott), der die Unsterblichkeit verkörpert, seine Frau Isis, die die pure weibliche Liebe verkörpert, und deren Kind Horus betrachten. Die Drei steht für die Familie, also Vater, Mutter und Kind.

Die Drei steht auch für das vermittelnde Prinzip zwischen den dualen Gegensätzen.

Es bedeutet ebenso, wenn sich eine männliche mit einer weiblichen Energie vereint, entsteht etwas drittes, das vorher nicht da war. Das ist ein Schöpfungsprozess.

Aus Sicht der Schöpfung ist es so, dass als die Zwei entstand, automatisch die Drei entstand, nämlich die Kombination aus den beiden Bestandteilen der Zwei, z.B. aus Gut und Böse.

Wenn wir trainieren werden wir feststellen, dass sich viele Bewegungen und Techniken grob in drei Bereiche unterteilen lassen.

Hier einige Beispiele:

Kurze Distanz – mittlere Distanz – lange Distanz

Distanz – Winkel – Timing

Taihenjutsu – Dakentaijutsu – Jutaijutsu

Jodan – Chudan – Gedan

Shu – Ha – Ri

Ten – Chi – Jin

Konter zu Beginn einer Technik – während einer Technik – nach einer Technik

Ich geh hier nicht weiter auf die Bedeutung der 3 in der San-Chi no Kata ein, da dieses Thema einen eigenen Beitrag wert ist.

Man kann diese Liste beliebig erweitern.

Euch fallen selbst bestimmt weitere Beispiele ein.

Jedoch sollte man diese Prinzipien nicht als einzelne Abschnitte sehen. Es gibt dazwischen den fließenden Übergang von einem Bereich zum Nächsten.

In einer Technik kommen immer mehrere Prinzipien zur Anwendung. Erst das stetige Üben der einzelnen Bereiche und die daraus resultierende Erfahrung bringt einem die Freiheit sich losgelöst innerhalb des Prinzips zu bewegen und verschiedene Aspekte miteinander zu kombinieren.

Im Buddhismus gibt es die „drei Geheimnisse“ (Körper-Rede-Geist). Diese finden sich auch im Ninjutsu wieder durch die symbolisch-bedeutsamen Gesten des Kuji In und Kuji Iri (Mutra), wahre Worte zu sprechen (Mantra) und zu meditieren. Dadurch erlangt man Erleuchtung.

Um eine Technik zu erlernen wird meistens ein einzelner Angriff von Uke gewählt, dieser Angriff wird von Tori aufgenommen und nun kann Tori üben wie die Technik anzuwenden ist.

Diese eins-zwei-drei Schritte werden mit der Zeit immer fließender und lösen sich irgendwann ganz auf. Wenn ihr einmal an einem Punkt angelangt seit, an dem ihr nicht mehr weiter wisst oder ins Stocken kommt, dann beginnt wieder von vorne und lasst euch zunächst wieder auf die eins-zwei-drei Schritte ein.

Trainiert langsam um zu verstehen was ihr macht und wie euer Trainingspartner darauf reagiert.

Ebenso ist es unerlässlich eine Technik an sich ausprobiert und angewandt zu bekommen. Erst dadurch versteht und verinnerlicht man die Wirkung der einzelnen Bewegungen. Wie Hatsumi Sensei sagt, kann man den Geschmack von etwas nicht erklären, wenn man vorher nicht selbst probiert hat wie es schmeckt.

Es ist wichtig zu verstehen, dass es eine lange Zeit dauert, bis man eine Technik erlernt und man in der Lage ist diese Technik in einer freien Art auszuführen. Nehmt euch diese Zeit und versucht nicht nach ein paar Trainingseinheiten eine Technik zu variieren, von der ihr das Prinzip noch nicht verstanden habt!

Wenn ihr euch vor ein Klavier setzt ohne vorher die Noten geübt zu haben, dann könnt ihr zwar die Tasten drücken, aber es wird keine schöne Melodie erklingen. Nicht anders verhält es sich beim Training!

Vergleicht euer Training mit dem Falten eines Origami. Eine der berühmtesten Origamifiguren ist der Kranisch.

Wer selbst schonmal einen Kranisch oder überhaupt ein Origami gefaltet hat wird merken, wenn schon am Anfang nicht langsam, konzentriert und korrekt gearbeitet wird, dann zieht sich der kleinste Fehler durch die ganze Arbeit und am Ende ist das Resultat nicht wie erwartet.

Denkt daran, dass ihr vielleicht einmal Diejenigen seit, von denen andere lernen möchten. Ihr tragt die Verantwortung für das, was ihr anderen beibringen möchtet. Wenn man die Basis nicht korrekt beherrscht, werden eure Schüler auch nur das widerspiegeln, was sie von euch gelernt haben!

Trainiert die Basis anständig, mit dem richtigen Herz, damit ihr die Techniken korrekt ausführt. Es geht nicht darum sich so viele Techniken wie möglich anzueignen, sondern die richtige Ausführung und das Verständnis der Bewegung sollten das Ziel sein.

Aus den oben genannten Gründen achten viele Lehrer darauf sich während eines Trainings oder eines Seminars bei der Erläuterung einer Technik auf wenige Prinzipien zu konzentrieren. Würde man versuchen alle Einzelheiten aufzuzählen, die es zu beachten gilt, könnte man problemlos mehrere Trainingseinheiten mit der Erklärung einer Technik füllen.

Vielleicht erschließt sich dem ein oder anderen nun auch der Sinn der Jahresthemen, die dazu dienen sich über eine lange Zeit einem bestimmten Prinzip zu widmen.

Und eben eines dieser Prinzipien ist die magische 3.

Und nun weiterhin viel Spaß und Erfolg

Bufu Ikkan