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In Anlehnung an einen Artikel von Zoehinis möchte ich den Gedanken aufgreifen wieso keine Uhr im Dojo hängen sollte.

In der heutigen Zeit werden wir zunehmend von unzähligen Aufgaben und Interessen gesteuert. Wir arbeiten länger und gönnen uns weniger Erholung, hetzen von einem Termin zum Nächsten. Wir organisieren unsere Zeit durch Terminplaner und Produktivitätsapps. Dadurch schaffen wir uns selbst Abhängigkeiten, von denen wir uns nur schwer wieder lösen können.

Die uns verfügbare Zeit wird zerteilt in lauter kleine Bruchstücke. Es entsteht ein Zeitkonfetti. Jederzeit erreichbar sein zu müssen, alle paar Minuten die sozialen Netzwerke durchstöbern nach uninteressanten Neuigkeiten, wiedermal eine neue App oder ein neues Spiel auf dem Smartphone spielen, während man gleichzeitig die brandneue Folge von Game Of Thrones oder The Walking Dead schaut. Wir wollen immer mehr in der gleichen Zeit erledigen und bemerken nicht, wie wir dadurch die Stabilität im Leben verlieren.

Unsere Aufmerksamkeit leidet darunter, dass wir sie auf diese tausend Micro-Aktivitäten richten. Wir hindern uns daran, tiefer in bestimmte Dinge einzudringen und richtig zu denken.

Viele von uns leben ständig in dem Gefühl der Sorge und Planung um die Zukunft und entreißen sich aus dem Hier und Jetzt. Dadurch werden wir mehr zerstreut, abwesend, unproduktiv und letztendlich macht uns das krank. Selbst ein Moment der Erholung fühlt sich nicht wie Erholung an.

Aus all diesen Gründen ist es wichtig unsere Zeit besser zu nutzen, vor allem beim Training. In den Kampfkünsten gibt es keinen Zeitplan, wann man welche Kata, Bewegung oder Technik beherrschen muss. Es gibt auch keine Produktivitätsapps, die einem helfen besser zu schlagen oder zu blocken. Auch sind die Trainingszeiten nicht nur auf zwei- dreimal die Woche für zwei Stunden begrenzt. Training findet immer und überall statt, wenn man seine Aufmerksamkeit über das Training hinaus ausweitet.

Je länger wir trainieren umso mehr begreifen wir, dass es unmöglich ist, das Erlernen der tausend Facetten einer Technik und deren Prinzipien zeitlich einzugrenzen.

Daher braucht es keine Uhr im Dojo auf die man ständig schaut, um zu sehen wie lange man eine bestimmte Übung schon macht. Wann geht´s endlich weiter, nachdem man schon eine halbe Stunde Rollen oder Blocken geübt hat? Solche Fragen gehören nicht ins Dojo. Lieber eine komplette Trainingseinheit oder mehr damit verbringen ein bestimmtes Thema zu erarbeiten, als viele verschiedene Dinge nur für kurze Zeit zu üben. Konzentriert euch lieber darauf eine Übung in so vielen Details wie möglich zu verinnerlichen. Lasst euch nicht ablenken durch Gedanken die nichts mit der Übung zu tun haben, sondern nutzt und vor allem genießt die Zeit nichts anderes zu tun.

Wenn ihr das schafft, dann ändert sich alles. Ihr werdet spürbare Fortschritte machen, auch außerhalb des Dojo. Euer Zeitkonfetti wird sich auflösen und ihr lernt euch wieder auf die wichtigen Sachen zu konzentrieren und diese konzentriert und effizient durchzuführen.